Bürgerpark Alter Friedhof

Kann ein Friedhof ein Bürgerpark beziehungsweise ein Naherholungsort sein? Die Antwortet lautet schlicht und einfach: Ja! In Bad Wildungen beschloss die Stadtverordnetenversammlung 2008 die Umwandlung des Alten Friedhofs in einen Stadtteilpark. Ab 1913 bestattete man hier nur noch Angehörige in bereits bezahlten Familiengräbern. Die Friedhofskapelle wurde allerdings noch bis 1955 genutzt. Mit der Erneuerung zahlreicher Gebäude im Altstadtkern, welche die Stadt dank der Städtebauförderung ab 1984 saniert hatte, wurde der Wunsch nach einer öffentlichen Grün- und Spielfläche laut. Die Altstadtbewohner*innen sahen dieses Potential in dem verwilderten und ungenutzten Alten Friedhof. In unmittelbarere Nähe an Zuhause könnten die Kinder ausgiebig toben, müssten keine Rücksicht mehr auf den Verkehr nehmen und wären trotzdem noch in Reichweite eines Erwachsenen.

Der Bürgerbeteiligungsprozess

Dem unermüdlichem Wunsch der Altstadtbewohner*innen ist es zu verdanken, dass der Umwandlungsbeschluss 2008 erwirkt wurde. Die Stadt lud daraufhin alle Bürger zu einem Planungsverfahren auf dem Alten Friedhof ein. Fachlich begleitete ein Architekt den langjährigen Bürgerbeteiligungsprozess. Mit dabei natürlich die Mitglieder des Altstadtvereins. In hitzigen Rederunden diskutierten die Teilnehmer über Entwicklungsziele und ästhetische Gestaltungen. Ergänzende Ideen kamen aus dem Altstadttreffen. Des Weiteren stimmten die Beteiligten das endgültige Konzept mit den städtischen Gremien und den Zielgruppen (Schulen, Kindergarten, Kirche und Geschichtsverein) ab. So entstand ein Konzept, welches das Wohnquartier Altstadt um einen gemeinnützigen, grünen Lebensraum erweitert und zeitgleich an den historischen Friedhof erinnert.

Das Gestaltungskonzept

Wie der durchgehende barrierefreie Weg einmal aussehen könnte, stellten die Bewohner*innen vor Ort mit Sportplatzkreide dar. Außerdem vermittelten Materialproben des hellgefärbten Asphalts einen späteren Wegeeindruck. Man ergänzte den Park noch um eine Spielfläche für kleinere Kinder. Gesichert waren diese durch Hecken und ein Weiden-Tipi. Allerdings musste das Weiden-Tipi 2014 weichen, da die Kletterschäden nicht mehr saniert werden konnten. Damit man sich zudem ohne Bedenken auf die Wiese legen kann, baute die Stadt das Hundeklo am Lindentor aus.

Abends zeichnet die neue Beleuchtung die Parkstruktur nach und setzt die Stadtmauer in Szene. Der Rank-Kubus am Paradies (Eingang zum ehemaligen Totenhof), weitere kleine Gestaltungselemente – wie der Stegweg und die florale Pflasterstruktur und ein „Klassenzimmer im Grünen„, welches dem Grundriss einer früheren Kapelle nachempfunden ist, bilden Zäsuren im Parkverlauf und heben geschichtliche Orte hervor. Ende 2017 erweiterte der Altstadtverein den östlichen Eingang des Stadtteilparks um ein Pergola-Tor. Seitdem ergänzen Vereinsmitglieder den Bürgerpark Alter Friedhof immer wieder um neue kleine Gestaltungselemente: In 2018 brachten wir 5 Nistkästen für Meisen in den Bäumen des Alten Friedhofs an. Im Frühjahr 2019 säten wir dort außerdem gemeinsam mit städtischen Mitarbeitern eine Wildblumenwiese aus. Der Bürgerpark Alter Friedhof wird durch die Bewohner*innen auch in Zukunft konstant weiterentwickelt.