Wasser marsch! – Über die Reaktivierung des Tiefbrunnens Pumpengasse Ecke Ranzenstraße

„Was lange währt, wird endlich gut!“, mit diesen Worten begrüßte der Vereinsvorsitzende Frank Volke die geladenen Gäste zur Einweihung der Pumpe am 22. Juni 2018. Nach knapp zwei Jahren wurde das Projekt nun feierlich abgeschlossen.

Als Idee der Gästeführer, geschichtlich engagierter Bürger und des Altstadtvereins wurde das Projekt „Pumpengässchen“ Ende 2015 in den Bürgerhaushalt für 2016 aufgenommen und sicherte sich damit eine finanzielle Unterstützung durch die Stadt Bad Wildungen. Mit viel Eigeninitiative oblag die Projektumsetzung dem Altstadtverein. Man entschied sich für eine Rekonstruktion der Pumpe nach historischem Vorbild, wie man sie aus schriftlichen Überlieferungen kannte. Da man keinen Anbieter finden konnte, der noch ein Modell mit Handrad herstellt, entschied man sich für eine Variante.

Möglicherweise hätte die ehemalige Pumpe mit Schwungrad noch heute am Pumpengässchen gestanden, wenn sie auch nach ihrer Stilllegung 1900 nicht weiter benutzt worden wäre. Die mangelnde Instandsetzung der Pumpelemente sorgte für reichlich Beschwerden der Anwohner, die sich über die krächzenden Töne der Pumpe bei Benutzung beklagten. 1905 bereitete der Polizeisergeant Karl, genannt Hans Adler, der widerrechtlichen Benutzung ein jähes Ende: Er montierte im Auftrag des Bürgermeisters Radke ein Vorhängeschloss an das Schwungrad. Fünf weitere Jahre verstrichen und erst 1910 wurde die Pumpe vollständig demontiert.

Erst nach der Jahrtausendwende erinnerte man sich wieder des Tiefbrunnens, der mittlerweile durch einen darüber gebauten Schuppen verborgen war. Im April 2016 wurde dieser Verschlag abgerissen und marode Mauerreste durch Mitglieder des Altstadtvereins entfernt. Bevor man sich einigen konnte, wer die baulichen Maßnahmen ausführen würde, stoppte der nahende Winter die Bauarbeiten. Erst im Mai 2017 konnten die Betonarbeiten sowie Maßnahmen zur Entwässerung des Platzes am Pumpengässchen durch eine ortsansässige Baufirma beginnen. Im Rahmen eines Altstadttreffens im Oktober 2017 diskutierten die Altstadtbewohner über die Farbgebung des Mauerwerks. Man war sich auch hier einig, dass man den Platz nach historischem Vorbild wieder herstellen wollte und einigte sich auf einen rötlichen bis rosafarbenen Anstrich. Die Malerarbeiten erfolgten erst im Mai 2018, kurz nachdem die Pumpe aufgestellt wurde. Kurz vor der Einweihung im Juni 2018 montierte der Altstadtverein eine eigens verfasste Informationstafel sowie ein Hinweisschild, dass es sich bei dem Wasser um kein Trinkwasser handle.

Die Reaktivierung des Tiefbrunnens hat besonders bei den umliegenden Anwohnern großen Anklang gefunden. Immer wieder sieht man, wie diese mit einer Gießkanne Richtung Pumpe laufen.  Die Brunnenreaktivierung lockte zugleich fünf Wildunger Waschweiber am Tag der Einweihung an, die trotz ihres Ruhestands mit einer künstlerischen Darbietung aufwarteten. Was für eine Erleichterung sei es doch, nicht mehr bis zum Wäschebach gehen zu müssen, da man jetzt hier eine Pumpe habe, lobten die Waschweiber. Da bleibt uns nur noch eins zu sagen: Wasser marsch!

Das Projekt „Pumpengässchen“ fand mit der feierlichen Einweihung Ende Juni 2018 seinen Abschluss und zeugt erneut vom großen Engagement des Altstadtvereins, wenn es um eine aktive Mitgestaltung und Entwicklung der eigenen Altstadt geht.

Bilder zum Umbau finden Sie in der Ausgabe 15 der Neuen Altstadtseiten von 2016.

Johanna Engel, 25.06.2018